Emmentalisches Schwingfest 2022
«Disu» mit Blitz-Sieg vor Haustüre
Matthias Aeschbacher gewinnt an seinem Wohnort Hasle-Rüegsau das Emmentalische Gauverbandsfest zum ersten Mal. Im Schlussgang-Duell unter Eidgenossen wirft der 30-jährige Emmentaler den Haslitaler Simon Anderegg nach wenigen Sekunden platt. Seine Klubkollegen räumten an ihrem «Heimfest» sieben weitere Kränze ab. Die Huttwiler Athleten Marcel Walther (Alchenstorf) und Dominik Ruch (Eriswil) zeigten eine gute Leistung.
Kein seltenes Bild: Matthias «Disu» Aeschbacher wird von seinen Klubkollegen, nach dem Blitz-Sieg gegen seinen Schlussganggegner Simon Anderegg (Unterbach) vor 5300 Zuschauerinnen und Zuschauern, geschultert. Die Arena jubelt dem Lokalmatadoren kräftig zu und freut sich über den heimischen Erfolg. Für Matthias Aeschbacher ist es der erste Sieg am eigenen Gauverbandsfest. «Es ist schön erstmals am eigenen Gauverbandsfest und direkt vor der Haustüre siegen zu können», sagt Matthias Aeschbacher zum «Unter-Emmentaler». «Meine Form stimmt absolut, einzig im Anschwingen war ich noch zu zögerlich», so der Festsieger weiter. «Ich geniesse den Sieg in vollen Zügen». Der 30-jährige Spitzenschwinger aus Rüegsauschachen kam am «Emmentalischen» zu seinem 70. Kranzgewinn. Für Aeschbacher war es der zwölfte Sieg an einem Kranzfest. Der Innere-Hacken-Spezialist ist mehr als nur in Form und gehört damit schon längst zu den Berner-Favoriten für das eidgenössische Schwingfest in Pratteln. Die Weichen dafür stimmen vollumfänglich.
Aeschbacher mit Blitz-Siegen
Bereits im Anschwingen reichte Matthias Aeschbacher dem Berner Oberländer Simon Anderegg (Meiringen) die Hand. Die ersten zwei Minuten des Duells entpuppten sich als unspektakulär. Es war eher ein Abtasten von beiden Seiten. Dann zu Beginn der dritten Minute kam es zum ersten Angriff durch Matthias Aeschbacher – Anderegg konnte sich gerade noch rechtzeitig retten. So wie der Gang begonnen hat, endete er schliesslich – unspektakulär und gestellt. Im zweiten Gang sorgte «Disu» für den ersten «Blitz-Sieg» des Tages und brachte den Ufhuser Dominik Zangger kurzerhand zum Fallen. Bereits im ersten Zug lag der Athlet vom Schwingklub Langenthal mit dem Rücken voran im Sägemehl. Kurz vor dem Mittagessen brachte Matthias Aeschbacher sein Bild als einen der Top-Favoriten für den Festsieg wieder deutlich aufs Papier. Denn auch Stephan von Büren (Zauggenried) konnte sich nicht lange auf den Beinen halten. Erneut ein Blitz-Sieg des Emmentaler Spitzenschwingers.
Nervenkitzel vor Schlussgang-Einzug
Im vierten Gang schliesslich traf «Disu» auf Marco Iseli (Zwieselberg). Auch der Berner Oberländer lag genau nach zwei Minuten mit dem Rücken voran auf dem Boden. Matthias Aeschbacher also weiterhin in Fahrt für den finalen Gang des Tages. Im fünften und alles entscheidenden Duell traf der einheimische Lokalmatador mit Severin Schwander (Riggisberg) auf einen weiteren Berner Oberländer. Der Gang wirkte spektakulär – beide Athleten zeigten diverse Chancen. Der Gang war aber nichts für schwache Nerven, denn es ging um alles oder nichts. Kurz vor Ablauf der Zeit fand Aeschbacher dann das in den Schlussgang bringende Siegesrezept. Ein riesiger Applaus ging durch die volle Arena. Somit qualifizierte sich «Disu» zusammen mit Matthias Anderegg für den Schlussgang. Sie waren die einzigen beiden Athleten mit 48.50 Punkten nach fünf Gängen. Außergewöhnlich war in diesem Jahr die Wahl des Datums – zum ersten Mal fand das Emmentalische Schwingfest nämlich an Auffahrt statt.
Sumiswalder räumten an «Heimfest» regelrecht ab
Die Sumiswalder Athleten drückten ihrem Gauverbandsfest gehörig den Stempel auf. Sie sammelten insgesamt acht Kränze. Philipp Gehrig (Heimisbach) bezwang Remo Zosso (Kerzers), Simon Stucki (Horboden), Simon Graf (Schwanden) und Cédric Wicki (Niederösch). Im zweiten Gang stellte der 28-jährige mit Leandro Nägeli (Hasliberg Reuti). Das einzige Mal Sägemehl am Rücken spürte der Turnerschwinger kurz vor dem Mittagessen gegen den Eidgenossen Bernhard Kämpf (Sigriswil), vor dem er sich beugen musste. Dennoch zeigte der Sumiswalder Athlet ganztags eine solide Leistung (Rang 7c). Sein Klubkollege Gustav Steffen (Sumiswald) war am «Emmentalischen» viermal siegreich (Rang 7i) . Er konnte sich gegen Andreas Gwerder (Muotathal), Freddy Keller (Gunten), Daniel Betschart (Muotathal) und gegen Jan Berger (Fahrni bei Thun) durchsetzen. Seine Neiderlagen verbuchte der Turnerschwinger gegen die starken Eidgenossen Kilian von Wiessenfluh (Hasliberg Hohfluh) und Simon Anderegg (Unterbach). Durch die Niederlage im fünften Gang verpasste der 26-jährige schliesslich eine mögliche Schlussgang-Teilnahme. Einzig die Eidgenossen konnten Gustav Steffen also stoppen und zurückbinden.
Patrick Schenk erst nachmittags stark
Während Patrick Schenk (Koppigen/SK Sumiswald) am Vormittag mit einem Unentschieden, einem Sieg und einer Niederlage eher verhalten ins Schwinggeschehen startete, drehte der 28-jährige am Nachmittag voll auf und reihte drei Siege aneinander (Rang 8a). Genau gleich wie sein Bruder, hatte auch Konrad Steffen (Koppigen/SK Sumiswald) seine Mühen (Rang 8b). Er ging viermal als Sieger vom Platz. Einzig von den Eidgenossen Fabian Staudenmann (Guggisberg) und Florian Gnägi (Aarberg) musste er sich den Rücken abputzen lassen. Klubkollege Martin Sommer (Häusernmoos im Emmental) kam am «Heimfest» zu seinem ersten Kranz (Rang 9c). Der Sumiswalder Athlet fand in drei Kämpfen einen sicheren Abschluss. Drei weitere Gänge endeten gestellt. Erneut einen Kopfschmuck gab es für Fabian Aebersold (Walterswil). Der erst seit kurzem als Aktivschwinger tätige Athlet gewann vor einer Woche am Seeländischen Schwingfest in Oberwil bei Büren seinen ersten Kranz und doppelte nun gleich nach. Er kam auf drei Siege und zwei Unentschieden (Rang 9d). Sein Zwillingsbruder Adrian Aebersold (Walterswil) verpasste mit zwei Siegen und einem wahren «Gestellten-Festival» von gleich vier Gängen den 2. Kranzgewinn. Roman Sommer (Koppigen/SK Sumiswald) holte mit drei Siegen und zwei Unentschieden hingegen den letzten Kranz für die Sumiswalder Schwinger (Rang 9f).
Langenthaler und Huttwiler verpassen Kopfschmuck
196 Athleten, darunter zehn Eidgenossen, boten hochkarätigen und spannenden Schwingsport. Den begehrten Kopfschmuck um einen verflixten Viertelpunkt verpasst hat Valentin Steffen (Grünen). Er kam in Hasle-Rüegsau auf drei Siege und zwei Remis (Rang 10d). Bester Athlet vom Schwingklub Langenthal war Severin Staub aus Melchnau (Rang 10h). Der Oberaargauer glänzte mit drei gewonnenen Gängen und zusätzlich einem Remis. Identisch lief es Simon Röthlisberger (Hasle-Rüegsau). Auch er spürte an Auffahrt nur einmal Sägemehl am Rücken (Rang 11b). Marcel Walther (Alchenstorf) war einmal mehr der beste Athlet des Schwingklubs Huttwil (Rang 11d). Der 28-jährige und gebürtige «Blumenstädter» fand drei Siegesrezepte. Ein weiteres Duell endete resultatlos. Einen Viertelpunkt dahinter, mit dem gleichen Notenblatt, rangierten Thomas Kropf (Langenthal) und Dominik Ruch (Eriswil). Dem Eriswiler gelang am Emmentalischen Schwingfest ein Start nach Mass. Im Anschwingen brachte er Markus Strahm (Eggiwil) und Janick Schüpbach (Boll) zum Fallen. Im dritten Gang trat er mit Adrian Klossner (Horboden) in den Sägemehlring. Der Gang endete nach Ablauf der Zeit mit einem Unentschieden – wobei Dominik Ruch der klar dominantere Schwinger war, aber in der harten Bodenarbeit kein Siegesrezept fand. Erst am Nachmittag spürte der 18 -jährige Huttwiler Athlet das erste Mal Sägemehl am Rücken und rutschte so in der Rangliste nach hinten. Remo Käser (Alchenstorf) musste das Emmentalische Schwingfest im 3. Gang verletzungsbedingt beenden. Der Platzarzt ging nach Betrachtung von einem Innenbandriss aus. Aber ein MRI soll dann die genaue Diagnose liefern.